80 Jahre nach der Reichskristallnacht 1938 stehen die musikdramatischen Kammeropern „Freiberg“ und „Letzte Tage Lodz“ als Studioproduktion auf dem Programm.
In der Wächterstraße, nur zwei Minuten vom Hauptgebäude der Hochschule in der Grassistraße 8, entfernt, wurde eine Villa zum Zufluchtsort für mehr als 1000 Leipziger Juden – wenige Tage später, am 9. November 1938, brannten Synagogen und jüdische Kaufhäuser: Das war der Anfang ...
„FREIBERG“ handelt im April 1945. Auf dem Bahnhof Freiberg werden 1000 jüdische Mädchen und Frauen auf Kohlewaggons verladen: Ghetto, Rampe, Block, Zwangsarbeit haben sie überlebt – Hanka, eine der Frauen, ist hochschwanger. Jetzt muss sie eine zweiwöchige Irrfahrt überstehen, auf der ihr Kind geboren werden wird. Am 5. Mai 1945 werden sie und ihr Baby von der 3. US Army gerettet.
Die Kompositionsarbeit „Freiberg“ wurde auf viele junge Schultern verteilt: Daria Maminova (Russland), Ido Spak (Israel) und Max-Lukas Benedikt Hundelshausen (Deutschland, Meisterschüler bei Prof. Dr. h.c. Wolfgang Rihm/Karlsruhe) schrieben die Musik zu dieser Kammeroper für sechs Frauenstimmen.
Regisseur Markus Gille beschreibt „Freiberg“ wie folgt:
„Das Libretto baut sich dreimal aus dem selben Wort-Motiv auf. Die fast wörtlich gleichen Textbausteine halten die drei unterschiedlichen Kompositionssprachen zusammen. Außerdem haben wir die Partien mit bekannten Rollen aus der Opernliteratur bezeichnet – so wie sich Studenten typischerweise bei ihren Vorsingen präsentieren: nämlich als ,Susanna‘ oder ,Barbarina‘ usw. Alle drei Komponisten haben also eine ,Susanna‘ im Kopf, wenn sie zum Beispiel die Gesangslinie für einen jungen Freiberger Flakhelfer schreiben, der bei uns von einem lyrischen Sopran gesungen wird.“
„Letzte Tage Lodz“ wurde von dem aus Südkorea stammenden Juheon Han (1. Kapellmeister am Mittelsächsischen Theater Freiberg/Döbeln) als Monolog für Bariton und großes Orchester komponiert. Der Sänger befindet sich allein mit sich und seinen Gedanken im Gespräch.
Markus Gille nennt seinen Text ein „Stillleben“ – die Form entstand aus dem historischen
Kontext: Architekt Gutmann und seine 12-jährige Tochter gehören im Januar 1945 zu den letzten lebenden Bewohnern des Ghettos Lodz. Hunderttausende Menschen sind von Lodz in die Vernichtungslager gebracht worden. Als die Stadt kurz vor der Befreiung durch die Rote Armee steht, verstecken sich Gutmann und seine Tochter – zwei Wochen müssen sie ausharren: Jedes Wort, jede Bewegung kann sie in Lebensgefahr bringen.